Herkunft des Namens TIMMRECK - ein
Deutungsversuch.
Diese Seite wurde zuletzt
aktualisiert am 20. März 2008
Familienname TIMMRECK
Lt. Auskunft der
"Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte", Frankfurt/Main,
aus 1983:
"Der
Name leitet sich vom altdeutschen Rufnamen Theudemar, Theudoricus ab, der öfter
in den Kurzformen Dittmer, Diemer, Timmer, Temmer, Diederich u.ä. vorkommt und
als Dimmerig nachgewiesen ist. Hiervon dürfte sich die Schreibweise Timmreck
erklären. Als Herkunft ist Niederdeutschland zwischen Elbe und Rhein
anzunehmen."
Erklärung zu den Namensvarianten:
Früher
gab es in den ländlichen Gebieten keine Schulen und auch keine Schulpflicht.
Bildung wurde einerseits in den Klöstern gepflegt und war andererseits den
begüterten Familien und dem Adel vorbehalten. Noch im 19. Jahrhundert konnten
viele Menschen weder lesen noch schreiben. Bei Behörden und Kirchen wurde der
Name in der allgemeinen Umgangssprache (Platt, Dialekt) genannt und von den
Beamten oder Pfarrern nach Gehör aufgeschrieben. Da die Betroffenen vielfach
die Urkunden oder Dokumente nicht lesen konnten, gab es hierzu auch keine
Korrigiermöglichkeit. Das änderte sich erst mit Einführung der allgemeinen
Schulpflicht in Preußen, und zwar durch die von Friedrich Wilhelm I. erlassenen
Edikte von 1717 und 1718 sowie der "Erneuerten und erweiterten Verordnung
über das Kirchen- und Schulwesen in Preußen" von 1734 und der
einheitlichen Schreibweise mit Herausgabe des ersten Dudens 1872.
Thesen zum Familiennamen TIMMRECK
a)
Hufenklassifikation vom 9. Juni 1717 Maltzkow, Kreis Stolp in Pommern
Hier
wird der Bauer Casper ZIMMERECK im Dorf Maltzkow und der Cossäth Christian
ZIMEKE genannt. Bei der Erfassung der Steuerlisten muss infolge eines
Hörfehlers der Name Zimmereck geschrieben worden sein, denn in den
Kirchenbüchern von Lupow -wozu Maltzkow gehört- ist mehrmals nur der Name
Casper Timmereck vermerkt, nicht aber der Name Zimmereck..
Es gibt folgende Varianten des Namens: Timmereck, Tymmereck, Timereck, Timmerick, Timreck, Timrek, Timmrek, Timrick, Timmreken, Timmrekken, Thimreck, Thimmreck, Thimrek, Tymrek.
b)
These von Henry Kuritz 22.01.2001 (gekürzt)
Die
Variante mit final "T" ist eindeutig niederdeutsch. Dasselbe findet
sich auch bei dem FN Zimmermann und Timmermann (H.Naumann: Das große Buch der
Familiennamen, 1999). In anderen Sprachen, die stärker mit den
norddeutschen Sprachen verwandt sind, findet man öfter diesen Lautwandel.
Beispiele: deutsch-Zeit, englisch-time, schwedisch und platt-tid oder
deutsch-zehn, englisch-ten. In der Etymologie (Wortgeschichte) wird es beim
Wort Zimmer noch klarer. Das mittelhochdeutsche Wort hierzu heißt zimber und
zim(m)er. Altsächsisch heißt es timbar und bedeutet "Wohnraum, Wohnung,
Bauholz, Holzbau". Altnordisch timbr. Das niederländische und
neuschwedische Wort für Zimmer ist timmer. Die Bedeutungsnähe des FN Timmreck
zu Zimmer drängt sich hierbei auf. Man könnte fast mit Sicherheit sagen, dass
es sich um denselben Namen handelt (Zimmereck/Timmereck).
In
der "Prillwitz Chronik", Elisabeth Oesterreich, Berlin 1995,
herausgegeben von Henry Kuritz, wird zum Namen Timmreck folgendes geschrieben
Bei diesem Namen hilft die Literatur nur bedingt weiter. Es ist wohl so, daß man hier den schon im frühen Hochmittelalter belegten Namen Dietmar (diet=Volk; mar=berühmt -im Volk berühmt) zugrunde legen muß. Dabei fallen mir als Namensbelege zum Beispiel der Minnesänger Dietmar von Aist, aber auch der bekannte mittelalterliche Chronist Tietmar ein. Der Name entwickelte sich zu Thimm/Thimme, wie folgendes lateinisches Textstück aus dem 11. Jahrhundert mit dem Bischof von Hildesheim belegt: "Thiadmarus ... barbarice Tymme vocabatur" (Dietmar ... von den Fremden/ Ausländern/ 'Barbaren' |gemeint sind hier wohl die 'Deutschen'| Timme genannt). 1348 hören wir aus Kiel von einem 'Swagher Tymmecke' und 1341 in Lübeck von einen 'Heyne Timmecke'.Natürlich könnte für den Namen Timmreck auch Zimmermannsgerät verantwortlich sein, denn im niederdeutschen heißt der Zimmermann: Timmermann.
c) Thesen von Hendrik
Kutzke 13.06.2001 (gekürzt)
1.
Die Bedeutung ist im Bereich des Zimmermanns zu suchen, einschließlich von
Gerätschaften, Möbel usw.
2.
Spottnamen zu Zimmermann, aber auch "lange schlanke Person".
3. Ableitung
von Wohnort, Gegend, Hofstelle usw. Zum Beispiel Zimmeritz in Pommern. Oder
ähnliche Orte wie Vel-reke, Hed-reke, Reymrekke usw. Auch hier gibt es eine
Erklärung in Richtung Zimber = Holz.
4. Es kann auch eine ganz andere Bedeutung haben, Timber steht auch für
finster, dunkel, trüb".
5. Timber: Klang, Klangfarben, Schallwörter, (Schellenspieler).
Gekürzte Zuammenfassung:
Ausgehend
von der Schreibweise TIMRECK/TIMRICK (wahrscheinlichste Form), wage ich mal die
Aussage, dass die Entstehung des Namens nicht unmittelbar mit dem Beruf des
Zimmermanns zu tun hat. Auszuschließen ist es allerdings auch nicht,
insbesondere, wenn es sich um eine Verballhornung oder um einen
Spottnamen für einen Zimmermann handelt oder wenn es einen Bezug zur Zimmerei
hat. Es steht dann aber nur im weitesten Sinne mit dem Zimmermann in
Verbindung. Der Verbreitungsraum dürfte hierbei relativ klein anzusehen sein,
denn ins Auge springt doch die zweite Silbe -RECK/RICK. Diese ist
bedeutungsschwerer.
Es gibt die Bezeichnung RICK für Rickenzaun, einen Zaun aus Ricken
(Lattenzaun). Die Bezeichnung RECK/RICK ist im untersuchten Raum sehr
verbreitet und wird in unterschiedlicher Weise gebraucht, meist jedoch im Sinne
von "lange Stange", langer Ast, lange Latte".
Auch
für den Bau (Timber, Tim) von Arbeitswagen benutzte man den Ausdruck
TIM(M)BRET(T), es war der größere der Bretter die als Seitenbretter des
Arbeitswagens fungierten. Gegebenenfalls TUNKBRET(T), bewegliches Seitenbrett.
Weiterhin gibt es den Begriff/Ausdruck ZAUN-RICK, gemeint ist die Sprosse/Latte
eines Rickzaunes, also wieder "lang, dünn, hoch".
Mit
TIMRECK/TIMRICK ist ein "langer, dünner Mensch gemeint.
Bei
der erweiterten Betrachtung, also vor dem 30jährigen Krieg, würde ich auch den Namen
THIADMARUS (Timo) in Anwendung bringen wollen, daraus entwickelten sich Namen
wie Thym, Thimmo, Timmo, Timm, Timme, Temme und als Verkleinerungsform Timmel,
Timke, Thiemecke. Möglicherweise ist aus Thiemecke und Tymm-erik der Name
Tim(m)reck entstanden.
Es ist auch nicht auszuschließen, dass sich der Name aus mehreren Quellen speist.
d)
Ergänzende Thesen von Hendrik Kutzke 14.03.2002 (gekürzt)
Die
vorbezeichneten Namendeutungen können um die Komponente einer Personen- Berufs-
oder Personen-Personen - Bezeichnung erweitert werden.
Es
war in alter Zeit üblich, Personennamen dem Namen des Vaters anzuhängen
(Patronyme/Patronymika). Genauso ist dies im Falle TIMM-RECK gut möglich, wobei
die Endung RECK aus einer Vielzahl von Namen stammen kann, z.B.:
TIMM
- (HIN)RECK (also Heinrich),
TIMM
- HINDRIK (auch HENDRIK),
TIMMER-HENDRIK-S
(Sohn von Hendrik TIMMERMAN und Hendrikje LAMMERS, Hendrikus Hendriks
TIMMERHENDRIKS, http://members.tripod.lycos.nl/Ham/KOOPMAN.HTM),
TIMM
- RECK(WERTH) RECKWERTH; RICKWARDT; (friesich - ingwäonisch PN),
TIMM - RECK(HARDT.
Das
es diesen Anhang auch im Bereich Berufsname gab, ist nachweisbar bei dem Namen
TIMMER-ARENS. Hier steht TIMMER für Timmer-(man), also Zimmermann und AREND(ES)
als Grundwort. Ich erinnere an meine These: "Die Zweitsilbe scheint mir
die bedeutungsschwerere zu sein". Beide Namen sind somit zusammengewachsen
zu TIMMERARENS.
Auch in neuerer Zeit findet man die Konstellation: TIMMERGERD = Gerhard REKERS
(1902, "Timmergerd-Erinnerungen von Gerhard Rekers").
e) These von Andreas West 17.10.2005
Wenn
es sich um einen zusammengesetzten Namen handelt, TIMM ist die Kurzforn für
Thimo, Diemo, Dietmar.
RECK
ist der Übername zu mittelhochdeutsch Recke "Verfolgter, Verbannter,
Fremdling; Krieger, Held", mittelniederdeutsch Recke "Recke, Held,
Riese", später auch "ungeschlachter (junger) Mann" lt. dem Duden
Familiennamen.
Möglich,
dass einer der Vorfahren ein starker Kerl (Recke) mit Namen Thimo war
f)
These: Rolf-Peter Perrey vom 19.05.2006
Der
Name ist ganz eindeutig niederdeutschen Ursprungs und hat, wie bereits erklärt,
etwas mit dem hochdeutschen Wortstamm 'zimmer' zu tun, wie er auch in den
Begriffen 'Zimmer' Nomen), 'zimmern' (Verb) und der Berufsbezeichnung
'Zimmermann' vorkommt. - Das Niederdeutsche oder Plattdeutsche unterscheidet
sich am auffälligsten vom Hochdeutschen durch, dass es die zweite
Lautverschiebung nicht mitgemacht hat, d.h. also, dass die Konsonanten 'p', 't'
und 'k' erhalten und nicht zu 'pf/f', 'tz/z/s/ss' bzw. 'ch' "verschoben"
worden sind.
Beispiele
für die t-Reihe:
|
niederdeutsch: |
hochdeutsch: |
englisch: |
|
'tein' |
'zehn' |
'ten' |
|
'eten' |
'essen' |
'eat' |
|
'dat' |
'das' |
'that' |
|
'sweten' |
'schwitzen' |
sweat' |
Neben einem Verständnis des Namens 'Timmreck' als
'Timm[er]+Reck/Rick' wäre auch an eine mögliche Ableitung von 'Timmer+Eck/Eek'
zu denken.
In other words, there is no doubt about it that the family name
'Timmreck' (and like names) is of Low German (not: *Lower German) origin, its
first part 'Timm' being akin to the English 'timber'. Like the English, Frisian
and Scandinavian languages, Low German has not been influenced by the 2nd
consonant shift (cf. examples above).
g) These: Beate
Szillis-Kappelhoff vom 19.05.2006
Da der Name in Pommern und
auch in Westpreußen auftritt, sollte man slawische oder prußische Wurzeln nicht
ausschließen. Mir scheint die niederdeutsche Herleitung nicht ganz schlüssig.
Reinhold Trautmann hat z.B. 1336 den samländischen Prußen Tymme und 1395 einen
Thymme im Amt Heilsberg Kreis Rößel. Wenn man von prußisch "timis"
ausgeht, was Schurzleder bedeutet, dann kommt man auf einen Handwerker.
Eine
andere Möglichkeit wäre es, bei den slawischen Kaschuben zu forschen (Danziger
Gegend). Dafür spräche die unprußische Endung.
h)
These: Roman de Malachinski aus Slupsk (Stolp), Pomorze, vom 19.05.2006
Jetzt
leben etwa in Polen 4 Personen mit Name TIMOREK und ein weiblicher Name Timorska.
Dieser
Name stammt vom lateinischen Wort: "timor", "timoris", deutsch
"Angst",
"timeo",
"timere", "timui", deutsch "mir ist Angst".
Von Timorek unweit zu Timrek, Timmrek, Timreck, Timmreke, Timmrecke,
Tym/m/reck u.a..
Auch in Polen sind Namen : Angster,
Angstreich/aich/; Strach , /deutsch
„Angst“;
Strachota; Boy, Bojke, Boyke, Boike: von haben
Angst, auch von poln. u. russ "boj",
deutsch
Kampf .
Quelle:
1/ Prof. Edward
Breza (sprich: Bresa), Nazwiska Pomorzan. Pochodzenie i zmiany. Tom
III, Seite 48. Wydawnictwo Uniwersytetu Gdanskiego, Gdansk,
2004.
2/ Meine verschiedenen Auszuege.
Ältester Nachweis des Namens
Kirchspiel Groß Dübsow
i. Pommern (Taufen)
Anno 1661, Erdmuth,
Timmerecken des Schäfers zu Starnitz Töchterlein, getauft am 2. Sonntage
Advent.
Anno 1684, Anna, Casper Timrecks
Verwalter in Labüssow Tochter, d. 23. p. tr. (23 Sonntag nach
Trinitatis) Anno 1686, Marten, Casper Timmerecks Sohn d. Jubilate
Anno 1733, Nothus
Martin, Mutter Judith Timmerecks, Paten Martin Baaks und Sophia Baaksen
Anno 1739, Tochter
Maria, Eltern Jürgen Baaks und Judith Timmerecken
Kirchspiel Lupow i. Pommern (Taufen)
Anno 1744, Michael Tymmereck als Pate in
Maltzkow
Anno 1746, Hans George Tymmerek als Pate in
Poganitz
Anno 1748, Maria Tymmerecken als Patin in
Poganitz
Anno 1749, Sohn Michael, Eltern Schäfer Martin Reimken
und Maria Tymmerecken aus Sorchow
Anno 1754, Sohn Peter Friedrich, Eltern Verwalter
Christ. Tymmerecken und Dor. Elis. Behnken aus Felsow
Im Frühneuhochdeutschen
wurden die Buchstaben "i" und "y" noch synonym verwendet,
da eine einheitliche Schreibweise -wie oben bereits ausgeführt- erst im 19.
Jahrhundert eingeführt wurde.
Verbreitung des Familiennamens TIMMRECK in
Deutschland
Bis
1945 gab es Namensträger nur zwischen Hannover und Königsberg in Ostpreußen
sowie je eine aus Pommern stammende Familie in Nordschleswig und im Elsaß,
wobei eine Häufung des Namens in Hinterpommern sowie im angrenzenden
Westpreußen und im südlichen Ostpreußen festzustellen ist. Tatsächlich kommt
der Name im deutschen Sprachraum nicht sehr häufig vor. Das ergibt sich auch
aus der geringen Anzahl der bei der Deutschen Telekom bestehenden Anschlüsse,
und zwar:
|
|
Timmreck
|
Timreck
|
1998
|
86
|
46
|
September
2000
|
96
|
nicht bekannt
|
Mai 2003
|
94
|
33
|
Februar 2008
|
83
|
31
|
Im Reichstelefonbuch von 1942 gibt es
folgende Eintragungen:
|
|
Timmreck |
Timreck |
|
Stolp Hinterpommern |
2 |
|
|
Schlawe Hinterpommern |
1 |
|
|
Braunsberg Westpreußen |
|
1 |
Nach meinen Recherchen haben alle Namensträger in den USA ihre Wurzeln in Hinterpommern.
Eine geografische Verbreitung von Namen
findet man unter: http://christoph.stoepel.net/geogen.aspx
Ebenfalls auf der Grundlage des Reichstelefonbuchs
von 1942 und des Telefonverzeichnisses der Deutschen Telekom von 1998 unter: http://www.gen-evolu.de/